Zehn Mythen rund um hypoallergenes Hundefutter

Zehn Mythen rund um hypoallergenes Hundefutter -

Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Hunde zeigen im Laufe ihres Lebens allergische Reaktionen. Geschätzt ein Drittel machen dabei Futtermittelallergien aus. Leiden Hunde plötzlich unter Juckreiz, Durchfall oder Ohrenentzündungen, greifen viele Tierhalter zu Allergiker-Produkten. Doch was bedeutet hypoallergen und wie hilfreich ist solcher Speiseplan wirklich? In diesem Beitrag erfährst über gängige Mythen rund um das Thema hypoallergenes Hundefutter.

Mythos Nr. 1 Hypoallergen bedeutet allergiefrei

Steht „hypoallergen“ auf dem Etikett, verstehen viele Menschen „allergiefrei“ darunter. 
Dabei enthalten hypoallergene Produkte lediglich Inhaltsstoffe, die seltener Allergien auslösen als andere. Ein hypoallergenes Futter oder Snacks sind also nicht automatisch frei von Allergenen. Es ist nur weniger wahrscheinlich, dass sie eine allergische Reaktion hervorrufen. Bei der Hundeernährung bedeutet das oft den Verzicht auf häufige Auslöser wie Rind, Huhn, Weizen oder Soja – stattdessen kommen seltene Eiweißquellen wie Pferd, Insekten oder Wildschwein sowie hoch verdauliche Kohlenhydratquellen zum Einsatz.

Was heißt hypoallergen?

Der Begriff hypoallergen stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus folgenden Wortteilen zusammen: hypo = unterhalb, weniger, allos = anders/fremd, ergo = Wirkung. Übersetzt bedeutet es also „weniger allergen“. Im Vergleich dazu bedeutet die Vorsilbe hyper „über, über ... hinaus, übermäßig“. Während „hyperallergen“ übermäßig viele allergieauslösende Stoffe enthalten würde, impliziert „hypoallergen“ lediglich eine verringerte Wahrscheinlichkeit, eine allergische Reaktion auszulösen.

Mythos Nr. 2: Hypoallergen ist ein geschützter Begriff

Die Annahme, es gebe für „hypoallergen“ eine gesetzliche Definition wie bei „Bio“ oder „Diät“, ist weit verbreitet. In der Wirklichkeit fehlt aber eine offizielle Regelung für die Kennzeichnung hypoallergener Produkte. Tatsache ist: Hersteller können den Begriff relativ frei verwenden, solange keine irreführenden Heilsversprechen gemacht werden. Das führt dazu, dass die Qualität und Wirkung hypoallergener Produkte je nach Anbieter stark variieren kann. Wichtig ist also ein kritischer Blick auf die Inhaltsstoffe und nicht nur auf das Etikett.

Mythos Nr. 3: Nur exotische Fleischsorten sind hypoallergen

Zwar werden seltene Eiweißquellen wie Pferd, Insekten oder Känguru oft als hypoallergenes Hundefutter verwendet, doch jede Proteinquelle kann theoretisch eine Allergie auslösen – auch exotische. Entscheidend ist, ob der Hund bereits sensibilisiert wurde. Ist das der Fall – etwa durch häufige Fütterung oder Kreuzreaktionen – kann selbst ein „exotisches“ Protein zur Allergiequelle werden. Welche Eiweißquelle geeignet ist, hängt von der individuellen Vorgeschichte des Hundes ab – nicht vom Exotik-Faktor.

Mythos Nr. 4: Hypoallergenes Futter hilft bei jeder Allergie

Hypoallergenes Futter kann bei Futtermittelallergien helfen – vorausgesetzt, es enthält keine Inhaltsstoffe, auf die der Hund allergisch reagiert. Allerdings wird nicht jede Allergie beim Hund durch Futter ausgelöst, sondern auch durch Umwelteinflüsse wie Pollen, Hausstaubmilben oder Flöhe. Hypoallergenes Futter ist also kein Allheilmittel.

Mythos Nr. 5 Hypoallergen bedeutet, das Produkt wurde klinisch getestet

Viele setzen das Wort „hypoallergen“ mit wissenschaftlich geprüft oder gar medizinisch zugelassen gleich. Doch das ist ein Irrtum. In Wahrheit bedeutet es nur, dass Inhaltsstoffe verwendet wurden, die seltener Probleme machen – aber nicht unbedingt, dass sie in Studien geprüft wurden. „Hypoallergen“ bedeutet nicht, dass das Produkt in klinischen Studien an allergischen Hunden getestet wurde oder eine tierärztliche Empfehlung oder Zulassung besitzt.

Mythos Nr. 6: Nur das Protein zählt bei der Allergieprävention

Das stimmt nicht. Auch Kohlenhydrate, Fette, Zusatzstoffe oder Verarbeitung können Reaktionen auslösen. Nicht nur die Eiweißquelle entscheidet über Verträglichkeit. Beispiel: Ein Hund kann auf Weizen oder bestimmte Futteröle reagieren – trotz „hypoallergenem“ Fleischanteil.

Mythos Nr. 7: Hypoallergenes Futter spart die Ausschlussdiät

Das ist leider ein Trugschluss. Nur eine gezielte Ausschlussdiät kann zuverlässig zeigen, welcher Stoff die Allergie verursacht. Hypoallergenes Futter kann dabei helfen – ersetzt die Diagnostik aber nicht.

Mythos Nr. 8: Hypoallergen bedeutet antiallergisch

Die Begriffe klingen in der Tat ähnlich, haben aber eine grundlegend andere Bedeutung.

HypoallergenAntiallergisch
Bedeutet „weniger allergen“Bedeutet „gegen Allergien wirkend“
Setzt auf Zutaten, die selten Allergien auslösenGeht aktiv gegen Allergene vor
Kein gesetzlich geschützter Begriff, kein Standard, keine GarantieMeist mit konkreter Technologie oder Vorbehandlung verbunden
Fokus auf VorbeugungFokus auf Bekämpfung
Wird beim Futter verwendet (z. B. Insektenprotein statt Rind)Gilt eher für Produkte wie z. B. milbenabweisende Hundedecken oder medizinische Shampoos
Reduziert das Risiko – nicht das Allergen selbstNeutralisiert oder entfernt gezielt allergieauslösende Stoffe

Mythos Nr. 9: Hypoallergenes Futter hilft beim Durchfall

Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Erbrechen sind nicht automatisch ein Zeichen für eine Allergie. Sie können viele Ursachen haben, wie Infekte, Parasiten, Futterumstellungen, Stress oder Futterunverträglichkeiten (die nicht immunologisch bedingt sind). Nicht jeder sensible Magen braucht gleich hypoallergenes Futter. Häufig ist solches Futter sogar unnötig kompliziert. Oft ist eine gut verdauliche, simple Hundemahlzeit sinnvoller beim Durchfall.

Mythos Nr. 10: Hydrolysiertes Hundefutter ist DIE Lösung für Allergiker

Hydrolysiertes Futter wird oft als die „sichere Bank“ bei Futtermittelallergien gehandelt. Bei dem Prozess der Hydrolisation werden die enthaltenen Proteine durch Enzyme bis zur Unkenntlichkeit zerlegt. Ziel ist es, die Eiweißmoleküle so stark zu verkleinern, dass das Immunsystem des Hundes sie nicht mehr als „fremd“ erkennt. Allerdings bringt die Methode viele Nachteile.

  • Der Verdauungsvorgang wird quasi vorweggenommen – das nimmt dem Körper die Möglichkeit, Nährstoffe auf natürliche Weise zu verarbeiten und kann auf Dauer belastend sein.
  • Beim Spaltprozess gehen teils wertvolle Eiweißbestandteile verloren, die für den Körper wichtig wären – vor allem bestimmte Peptide, die eine Rolle in der Immunregulation spielen.
  • Die Ursache der Allergie wird nicht "bekämpft“, denn sehr häufig sind allergieauslösende Proteine nach wie vor enthalten.
  • Die stark veränderten Eiweiße schmecken sehr bitter – mit Aromazusätzen und Geschmacksverstärkern geht man dagegen vor, damit Hunde das Futter nicht verweigern.
  • Ein Großteil hydrolysierter Futtersorten basiert auf günstigen Rohstoffen wie Sojaprotein – kombiniert mit viel Stärke und Kohlenhydraten. Von einem naturnahen, hochwertig zusammengesetzten Futter kann hier leider keine Rede sein.

Der Begriff „Hydrolyse“ stammt aus dem Griechischen: „Hydro“ steht für Wasser, „Lyse“ bedeutet Auflösung oder Spaltung. In der Praxis beschreibt Hydrolyse einen chemischen Prozess, bei dem Stoffe durch die Zugabe von Wasser in ihre Bestandteile zerlegt werden.

10 Mythen über hypoallergenes Hundefutter - Infografik

Fazit:

Viele der gängigen Annahmen rund um hypoallergene Hundefütterung halten einer genaueren Prüfung nicht stand. Weder ist „hypoallergen“ ein geschützter Begriff, noch bedeutet es automatisch, dass ein Produkt frei von Allergenen oder klinisch getestet ist. Auch exotische Proteinquellen oder hydrolysiertes Futter sind nicht per se die Lösung für jeden allergiegeplagten Hund.

Was wirklich zählt: ein individuelles Vorgehen, fundierte Diagnose (z. B. über eine Ausschlussdiät) und ein kritischer Blick auf die Zutatenliste – statt sich auf Schlagworte zu verlassen.

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