Mein Hund frisst Gras - Ist das normal?

Warum fressen Hunde Gras?
Viele bekommen Panik, wenn der Hund Gras frisst. Es gibt sogar Hundeeltern, die es ihrem Vierbeiner untersagen, vom frischen Grün zu naschen. Aber warum eigentlich? Ist es wirklich so schlimm, wenn unsere Hunde Gras fressen? Gibt es vielleicht sogar harmlose Gründe dafür? Ab wann ist es problematisch?
All diesen Fragen widmen wir uns in diesem Beitrag.
Gras fressen ist normal!
Schon mal gleich die gute Nachricht vorweg: Wenn dein Hund ab und an Gras frisst, dann ist das ganz normal. Viele Studien haben gezeigt, dass tatsächlich 90% aller Hunde gelegentlich Gras zu sich. Es ist also eine hündische Verhaltensweise, die grundsätzlich erstmal nicht weiter problematisch ist.
Warum fressen Hunde Gras?
Aber warum fressen Hunde ab und an Gras? Vermutungen dazu gibt es viele und einige davon sind wissenschaftlich belegt, andere wiederum nicht. Hier die wichtigsten:
Verdauungsprobleme 🌾💩
Eine Vermutung ist, dass Hunde instinktiv Gras fressen, um ihre Darmgesundheit zu unterstützen und die Peristaltik zu stimulieren. Gras ist nämlich eine gute Quelle für Ballaststoffe. Es kann auch dabei helfen den Magen zu beruhigen oder ein Erbrechen auszulösen, was insbesondere dann nützlich ist, wenn etwas Unangenehmes im Magen ist, dass unsere Hunde loszuwerden möchten.
Studien, die sich damit auseinander gesetzt haben, haben jedoch gezeigt, dass lediglich ein Drittel der Hunde sich tatsächlich nach dem Verzehr von Gras erbricht. Wenn ein Hund spontan und dringend das Bedürfnis hat, viel Gras fressen zu müssen, spricht jedoch einiges dafür, dass er damit seine Verdauung regulieren möchte.
Nährstoffergänzung 🍃
Eine andere Vermutung ist, dass Hunde möglicherweise Gras fressen, um ihre Ernährung mit zusätzlichen Nährstoffen zu ergänzen. Gras enthält Folsäure, ein Vitamin, das u.a. für die Bildung roter Blutkörperchen und den Stoffwechsel von entscheidender Bedeutung ist. Wer mehr darüber lesen möchte: Hier die Studie dazu von Dr. Anton Beynen.
Phytochemische Vorteile 🌿
Pflanzen enthalten sekundäre Pflanzenstoffe (sog. Bitterstoffe), die antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften haben können. Hunde könnten Gras fressen, um die in ihnen enthaltenen Bitterstoffe zu ihrem gesundheitlichen Vorteilen zu nutzen. Wissenschaftlich belegt, ist die Vermutung allerdings nicht.
Evolutionäres Verhalten 🧬
Wie wir alle wissen, stammen unsere Hunde von Wölfen ab. Und weil auch Wölfe gerne ab und an Gras fressen, geht eine Studie der University of New England davon aus, dass das Verhalten durch die Domestizierung erhalten geblieben ist und schlicht angeboren ist.
In der selben Studie wurde eine weitere Vermutung untersucht und belegt: stillende Mutter, die selbst Gras futtern, beeinflussen das Grasfressverhalten ihrer Welpen.
Langeweile bzw. Beschäftigung 🎾
Manchmal tun Hunde Dinge einfach aus Langeweile. Grasfressen kann eine unterhaltsame Aktivität sein, wenn nichts Spannenderes zu tun ist. Eine grüne Beschäftigungstherapie, sozusagen.
Weil es schmeckt 👨🏻🍳
Eine weitere Vermutung (Wissenschaftlich nicht belegt) ist, dass manchen Hunden das saftige Grün einfach gut schmeckt und sie deshalb manchmal gerne grasen.
Wie du siehst – die Gründe fürs Gras fressen sind vielfältig und in den meisten Fällen unproblematisch bzw. ein angeborenes, hündisches Verhalten.
Aber ab wann ist Gras fressen problematisch?
Bisher haben wir festgestellt, dass das gelegentliche Fressen von Gras nicht weiter schlimm ist und nützliche, gesundheitliche Vorteile haben kann. Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen dieses Verhalten problematisch oder gefährlich sein kann:
Exzessives Grasfressen 🌱
Problematisch wird es dann, wenn dein Hund plötzlich exzessiv büschelweise Gras frisst und andere Symptome wie Erbrechen, Durchfall oder Appetitlosigkeit zeigt.
Wenn du im Erbrochenen oder Kot Blut findest, der Kot mit einem Schleim überzogen ist oder dein Hund vielleicht überhaupt keinen Kot mehr absetzt, sollte das tierärztlich unbedingt abgeklärt werden. Möglicherweise sind dies Hinweise auf ersthafte Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
WICHTIG: Manchmal schaut so ein Grashalm noch aus dem After heraus. Daran bitte nur ganz VORSICHTIG ziehen. Schaftkantige Gräser können sonst die Schleimhaut von Enddarm und Anus verletzen! Und damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt.
Schluckgefahr 🚫
Diese scharfkantigen Gräser oder Samen (Grannen), können im Hals oder im Magen-Darm-Trakt deines Hundes stecken bleiben und so Verletzungen oder Verdauungsproblemen verursachen.
Pestizide und Chemikalien 🧴
Ein anderes Problem ist, dass Gras an Feldwegen oft mit Dünge- oder Pflanzenschutzmittel versetzt ist und Gras am Straßenrand oft die Autoabgase aufgenommen hat. Beides ist für Hunde giftig bzw. gesundheitsgefährdend. Deshalb ist es wichtig sicherzustellen, dass dein Hund, wenn er Gras frisst, nur unbehandeltes zu sich nimmt.
Ungewöhnliches Verhalten 🤔
Wenn das Grasfressen mit anderen ungewöhnlichen Verhaltensweisen einhergeht, wie beispielsweise verstärktem Lecken oder Kauen an nicht essbaren Gegenständen, kann dies auf Ernährungsdefizite oder Verhaltensprobleme hinweisen, die untersucht werden sollten. Wenn du Ernährungsdefizite vermutest, wende dich gerne an unsere Ernährungsberaterin.
Fazit
Während das Grasfressen bei Hunden in den meisten Fällen kein Grund zur Sorge ist, sollten Hundebesitzer auf potenzielle Gefahrenquellen achten und bei ungewöhnlichem Verhalten oder Symptomen einen Tierarzt aufsuchen.
Beim nächsten Spaziergang kannst du deine Hunde also ruhig mal an einem Grashalm naschen lassen und das jetzt hoffentlich mit einem wissenden Lächeln beobachten. Dein Hund hat seine Gründe – und jetzt kennst du sie auch!
Quellen:
https://vcahospitals.com/know-your-pet/why-do-dogs-eat-grass