Wenn die Sandmücke zusticht: Leishmaniose beim Hund

Wenn die Sandmücke zusticht: Leishmaniose beim Hund - Leishmaniose beim Hund erkennen und behandeln

Die Leishmaniose verdankt ihren Namen einem unscheinbaren, aber gefährlichen Einzeller: Leishmania infantum. Die wichtigsten Wirte sind Mensch und Hund. Sehr selten erkranken Katzen, Pferde und andere Säuger. In den Körper gelangt der Parasit über den unscheinbaren Stich einer Sandmücke.

Key Facts zur Leishmaniose bei Hunden

  • Überträger: Sandmücke
  • Verbreitung: Mediterrane Länder, Lateinamerika, zunehmend Mitteleuropa
  • Hauptwirte: vor allem Hund und Mensch
  • Inkubationszeit: 1 Monat bis 7 Jahre
  • Symptome: Hautveränderungen, Fellverlust, Abmagerung, Fieber, Lahmheit, Organbefall
  • Prognose: Unbehandelt meist tödlich, behandelt gut kontrollierbar

Sandmücke auf Reisen

Leishmaniose wird von der Sandmücke übertragenLeishmaniose wird häufig als Reisekrankheit bezeichnet, weil sich Urlauber-Hunde auf Reisen nach Südeuropa, aber auch Lateinamerika – infizieren können. Also da, wo das Insekt heimisch ist. Hunde aus dem Auslandstierschutz bringen den Erreger häufig mit. Ein Test auf Mittelmeerkrankheiten – neben Leishmaniose auch Dirofilariose (Herzwurmkrankheit), Ehrlichiose und Babesiose – gehört bei verantwortungsvollen Tierschutzorganisationen zum Standardprogramm. Allerdings ist die Sandmücke keine Lokalpatriotin: Mit steigenden Temperaturen verschiebt sich ihr Lebensraum. Sie wurde bereits in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet.

Wie werden Leishmanien übertragen?

Leishmanien gelangen nur durch den Stich der winzigen Sandmücke – auch als phlebotomine Sandfliege bekannt – in den Hundekörper. Die Krankheit ist nicht direkt auf Menschen oder andere Hunde übertragbar. Selten kann Übertragung durch Bluttransfusion oder vertikal – also von Mutter auf Welpen – erfolgen.

Kutane oder viszerale Leishmaniose: harmlos oder heftig

Leishmaniose hat viele Gesichter und kann bei Hunden in zwei unterschiedlichen Formen auftreten. Mal tritt sie in einer milderen Variante auf, die sich mit ein paar Läsionen an der Haut bemerkbar macht – die kutane Form. Sie kann aber auch weit tiefer schlagen: als viszerale Leishmaniose, die lebenswichtige Organe wie Leber und Milz befällt und unbehandelt tödlich enden kann. Vorsicht ist immer geboten: Selbst wenn sich die Krankheit nur durch Hautsymptome zeigt, können die inneren Organe betroffen sein. Aber auch anders herum: Positiv auf Leishmanien getestete Hunde müssen nicht erkranken.

Wie entwickelt sich Leishmaniose beim Hund?

Leishmanien sind einzellige BlutparasitenNach der Sandmücken-Infektion ist der Verlauf der Krankheit vor allem von dem Immunsystem des Hundes abhängig. Die Inkubationszeit kann zwischen wenigen Wochen bis zu sieben Jahren betragen. In dieser langen, oft unbemerkten Phase können die Blutparasiten Knochenmark, Lymphknoten und Milz, seltener Leber befallen. Besonders fatal ist ihr Befall im Knochenmark – dort, wo die weißen Blutkörperchen gebildet werden, die für ein starkes Immunsystem unverzichtbar sind. Genau diese Immunzellen nutzen die Parasiten als Brutstätte und vermehren sich darin. Bleibt eine Infektion unbehandelt, endet die Leishmaniose fast immer tödlich – meist durch ein schleichendes Nierenversagen.


Sandmücke – Der unscheinbare Vektor
Sandmücken sind winzige, haarige Insekten aus den Gattungen Phlebotomus und Lutzomyia und gehören einer Unterfamilie der Schmetterlingsmücken (Psychodidae) an. Die Lutzomyia-Spezies kommen nur in Amerika vor, während Phlebotomus in Europa, Asien und Afrika beheimatet sind. Sie sind nachtaktiv. Ihr Stich bleibt, vor allem unter einem dichten Hundefell, meist unbemerkt.  


Symptome – Die stummen Zeichen des Leids

Leishmaniose ist ein Chamäleon unter den Krankheiten: Ihre Symptome sind vielseitig, oft erst nach Jahren sichtbar und manchmal so subtil, dass sie unbemerkt bleiben. Plötzliches Fieber, Erbrechen oder Appetitlosigkeit, aber auch anhaltender Durchfall und ein schleichender, kaum merklicher Gewichtsverlust können Anzeichen von Leishmaniose sein. Merkwürdige Veränderungen am Fell und auf der Haut oder schmerzende Gelenke, die mit sichtbarer Lahmheit einhergehen, gehören auch zu dem Krankheitsbild.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung verschärfen sich die Anzeichen oft: Wunden, die einfach nicht heilen wollen, großflächiger Haarausfall, entzündete Augen oder Nasenbluten können darauf hindeuten, dass sich der heimtückische Parasit weiter ausgebreitet hat. Nur eine gezielte Blutuntersuchung beim Tierarzt kann letztendlich Klarheit verschaffen und den Verdacht bestätigen.

Typische Leishmaniose Symptome beim Hund:

  • symmetrischer Haarverlust um Augen (die sog. Brillenbildung), Nase und Ohren,
  • Schuppen
  • Pigmentverlust im Nasen-Maulbereich
  • Hautgeschwüre an Schwanzspitze, Ohren oder Knochenvorsprüngen,
  • Knötchen oder Pusteln in der Haut
  • Nasenbluten,
  • ungewöhnlich lange Krallen
  • Fieber

Bei fortschreitender Krankheit kommt es oft zu Verdauungsproblemen – Erbrechen oder Durchfall - , Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust und schließlich zu Nierenversagen.


Wichtig: Markante Hautveränderungen als Warnsignal
Typisch sind haarlose oder schuppige Stellen rund um die Augen („Brillenbildung“), auf den Ohren und am Nasenrücken. Diese Merkmale sind Warnsignale!


Ernährung für Hunde mit Leishmaniose

Hunde mit Leishmaniose haben oft geschwächte Nieren und ein empfindliches Immunsystem. Die richtige Ernährung ist daher ein entscheidender Teil der Therapie. Diese Regeln sollen den Speiseplan begleiten:

  • Eiweißarm, aber hochwertig: Nierenfreundliches Futter mit leicht verdaulichen Proteinen (z. B. Geflügel, Ei).
  • Phosphorreduziert: Entlastet die Nieren und beugt Folgeerkrankungen vor.
  • Omega-3-Fettsäuren: Unterstützen das Immunsystem und wirken entzündungshemmend.
  • Probiotika und Präbiotika: Wirken ebenfalls unterstützend auf das Immunsystem
  • Vitamin- und mineralstoffreich: Besonders Zink und Antioxidantien sind wichtig für Haut und Fell.
  • Individuell angepasst: Das Fütterungskonzept sollte mit Tierarzt oder Ernährungsberater abgestimmt werden, da die Verläufe stark variieren.

Ernährung von Hunden mit Leishmaniose ohne Krankheitssymptome

Wenn bei einem Hund Leishmanien nachgewiesen werden, er jedoch keine Krankheitssymptome zeigt, ist in der Regel keine medikamentöse Therapie erforderlich. Wichtig ist eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle, um einen möglichen Ausbruch frühzeitig zu erkennen. Eine hochwertige Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie die Abwehrkräfte des Hundes stärkt. Ergänzend können hochwertige Nahrungsergänzungsmittel helfen, das Risiko eines Krankheitsausbruchs zu reduzieren. Auch immunmodulierende und naturheilkundliche Mittel wie Heilpilze (Reishi, Shiitake), Katzenkralle oder Propolis sind - unter fachlicher Aufsicht - sinnvoll.

Ernährung leishmaniosepositiver Hunde mit Krankheitssymptomen

Hunden, bei denen die Leishmaniose ausgebrochen ist und die Symptome zeigen, werden über die gesamte Behandlungsdauer Arzneimittel verabreicht. Häufig wird dabei Allopurinol eingesetzt, ein Medikament, das den Abbau von Purinen bremst. Mit der Medikation steigt das Risiko für Harnsteine und Nierenschäden. Daher sollte die Ernährung purinarm sein: Hochwertiges Muskelfleisch z. B. von Hirsch oder Ziege, wenig Innereien, keine Hülsenfrüchte oder Knochen. Ergänzend und unterstützend kommen ähnliche Heilmittel zum Einsatz wie bei Hunden, die keine Symptome entwickeln.

Wieso beeinflussen Medikamente den Speiseplan?

Leishmanien brauchen Purine für ihren Stoffwechsel, können sie aber nicht selbst herstellen. Sie sind darauf angewiesen, diese aus ihrem Wirt aufzunehmen. Das Medikament Allopurinol greift genau an dieser Stelle ein: Es wird in den Purinstoffwechsel der Leishmanien eingeschleust und stört diesen dort. Auf diese Weise stehen den Erregern weniger Purine zur Verfügung. Dadurch wird ihre Vermehrung gebremst und der Befall eingedämmt.

Allopurinol und seine Nebenwirkungen

Leider ist Allopurinol nicht nebenwirkungsfrei! Was hilft, den Blutparasiten in Schach zu halten, hat eine heikle Kehrseite: Das Medikament sorgt dafür, dass Purine nicht wie üblich zu Harnsäure abgebaut werden. Stattdessen endet der Abbau früher bei einem Zwischenstoff namens Xanthin. Bekommt ein Hund während der Behandlung mit Allopurinol zu viel purinreiches Futter, kann sich im Urin vermehrt Xanthin bilden. Das kann dazu führen, dass sich daraus Xanthinsteine in Blase oder Niere entwickeln, die die Harnwege verstopfen. 
Außerdem gehören auch Appetitverlust, Apathie, Durchfall, Erbrechen und Nierenerkrankungen zu den Nebenwirkungen von Allopurinol.

Anne Sasson, eine erfahrene Tierheilpraktikerin, empfiehlt: „Allopurinol so spät und so kurz wie möglich zu geben, etwa sechs Monate, und dann langsam ausschleichen zu lassen. Ein guter Tierarzt sollte die Dosierung bestimmen.“


Purine
Purine sind Bausteine von DNA und finden sich in vielen Lebensmitteln. Bei Leishmaniose müssen sie reduziert werden, um die Niere zu entlasten.


Purinarm füttern bedeutet nicht auf Proteine zu verzichten

Um die Kristallbildung zu vermeiden, sollten Hunde während einer Allopurinol-Therapie purinarme ernährt werden. Die genaue Purinmenge in Hundefutter wird ja auf der Verpackung nicht angegeben, deswegen sollte man bestimmte proteinreiche Lebensmittel aus dem Speiseplan streichen, die hohe Purinmengen enthalten. Der Napfinhalt soll allerdings hochwertig und ausgewogen sein, damit der Hund mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird.

Purinreiche und purinarme Lebensmittel

Eine allgemeingültige Leishmaniose-Diät gibt es nicht. Da jeder Krankheitsverlauf anders ist, solltest du auf jeden Fall einen Experten zu Rate ziehen, der dir hilft, einen individuellen Speiseplan für deinen Hund zu erstellen. Die Liste liefert nur eine große Orientierung über purinarme und purinreiche Zutaten.

Purinreiche Lebensmittel, die gemiedet werden sollen

Geeignete purinarme Lebensmittel

Innereien* (Milz, Niere, Lunge, Herz, Pansen etc.),

Milchprodukte (Milch, Joghurt, Quark, Hüttenkäse, Frischkäse, Käse)

Kauartikel aus Haut wie Ohren oder Kopfhaut und alles, was Haut enthält, auch Fisch

Eier

Hülsenfrüchte und Sojaprodukte

Reines Muskelfleisch

Gemüse wie Spinat, Kohl, Brokkoli, grüne Bohnen und Spargel

Gemüse wie Kartoffeln, Pastinaken, Kürbis, Gurken, Salate (Rucola, Löwenzahn), Karotten.

Fisch wie Sardellen, Sardinen, Thunfisch

Vollkornprodukte und Getreideprodukte

Hefe (auch in Produkten verarbeitet)

Nüsse und Samen: Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse, Leinsamen und Chiasamen

Blutpulver


* Innereien sollten aufs Minimum reduziert, nicht komplett gestrichen werden

Fertigfutter bei Leishmaniose

Im Fachgeschäft gibt es heute alles: Auch Fertigfuttersorten, die als purinarm vermarktet werden. Da Purine hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln enthalten sind, bestehen solche Trocken- und Nassfuttersorten meist aus ganz wenig Fleisch und viel Getreide, Gemüse und Milchprodukten. Auch werden häufig nicht alle Inhaltsstoffe detailliert angegeben, und bei Futter großer Konzernen steckt meist kaum echtes Fleisch drin, sondern überwiegend Fleischhydrolysat. Eine hochwertige und individuell angepasste Diät ist in dem Fall leider nicht möglich. 
 
Deutlich sinnvoller – wenn man nicht selbst kochen kann – sind hochwertige Reinfleischdosen. Sie enthalten in der Regel nur eine Fleischsorte und lassen sich mit geeigneten Beilagen wie Gemüse, Kohlenhydraten und gesunden Ölen individuell ergänzen. So kann man selbst bestimmen, wie viel und welche Art von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten der Hund bekommt – abgestimmt auf seinen Gesundheitszustand und seine Energiebedürfnisse.

Alternative Therapien bei Leishmaniose

Alle, die eher auf Naturheilkunde setzen, können Hoffnung schöpfen. Es gibt zwei unscheinbare Pflanzen, die – noch in Einzelfällen – erfolgreich gegen Leishmaniose eingesetzt wurden:
•    Artemisia annua, der Einjährige Beifuß
•    Kamille
Neben der Standardtherapie gibt es erste Hinweise auf pflanzliche Ansätze gegen Leishmaniose: In kleinen Studien und Einzelfällen zeigten sowohl Artemisia annua (Einjähriger Beifuß) als auch Kamille vielversprechende Effekte. Bei Menschen und Mäusen konnten Präparate aus Beifuß-Parteien Symptome lindern bzw. Parasiten deutlich reduzieren, und das Kamillenwirkstoff (–)-α-Bisabolol zeigte im Labor sowie bei ersten Behandlungen von Hunden gute Wirksamkeit bei gleichzeitig hoher Verträglichkeit. Diese Ergebnisse sind noch vorläufig und keine gesicherte Therapie, geben aber Anlass zu weiterer Forschung.


Quellen:

https://www.scielo.br/j/rsbmt/a/dKw3cPLLSHfftHpb7wFXnRk/?lang=en

https://www.frontiersin.org/journals/microbiology/articles/10.3389/fmicb.2014.00626/full

https://www.vetline.de/leishmaniose-therapie-mit-kamille


Hund mit Leishmaniose adoptieren: Stigma und Chancen

Leishmaniose-positiv getestete Hunde gelten oft als „unvermittelbar“. Viele scheuen die Adoption aus Angst vor hohen Kosten, aufwendiger Pflege und emotionaler Belastung. Doch diese Sicht greift zu kurz: Mit Konsequenz und professioneller Begleitung können auch kranke Hunde ein erfülltes Leben führen. Vorurteile sind häufig unbegründet – häufig bricht die Krankheit gar nicht aus und selbst wenn, ist ein leishmaniosekranker Hund nicht ein Pflegefall, sondern ein Patient, den man mit konsequenter Diät und – bei Bedarf – medikamentöser Behandlung gut kontrollieren kann.


Hier einige Facebook-Gruppen für Halter von Leishmaniose-Hunden:

https://www.facebook.com/groups/143662362459704/?locale=de_DE

https://www.facebook.com/groups/1709789382589793/?locale=de_DE

https://www.facebook.com/groups/281207115288676/?locale=de_DE


Fazit

Leishmaniose ist kein Grund zur Panik und auch kein Grund, einen bedürftigen Hund nicht zu adoptieren. Die Krankheit verlangt medizinische Überwachung, Geduld und Disziplin, aber mit der richtigen Therapie ist sie gut kontrollierbar und die Kosten für Allopurinol – falls das Medikament zum Einsatz kommen soll – liegen bei zehn bis 20 Euro im Monat, sind also überschaubar. Alternative Lösungen zeigen, wie alte Heilpflanzen im Licht moderner Wissenschaft zu neuen Hoffnungen werden können. Für die vielen betroffenen Hunde könnte der naturheilkundliche Ansatz eine stille Revolution bedeuten.

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